Eine Rasse – vier Varietäten
Vor mehr als 100 Jahren, genauer gesagt
1891, begann in Belgien die planmäßige Zucht
des Belgischen Schäferhundes aus den dort
bereits seit langem an den Schafherden
arbeitenden Hüte- und Treibhunden.
Der Ursprung dieser Rasse sagt schon einiges
über sie aus, denn als Hütehunde mussten die
Belgier wendig und schnell sein, über große
Intelligenz und eine rasche Auffassungsgabe
sowie über schnelle Reaktionen verfügen, sie
mussten ausdauernd und genügsam sein und
obendrein noch in der Lage, mit den
wechselnden Witterungsbedingungen in ihrem
Ursprungsland zurecht zu kommen.
Temperamentvoll und bis ins hohe Alter
spielfreudig, neugierig und anpassungsfähig,
mit einer gehörigen Portion
Schlitzohrigkeit– so präsentieren sich die
Belgischen Schäferhunde heute. Sie brauchen
engen Familienkontakt - eignen sich deshalb
auch nicht als Zwingerhunde - und sind
Fremden gegenüber in der Regel neutral, das
heißt weder aufdringlich noch ängstlich. Mit
ausgeprägter Mimik und deutlicher
Körpersprache zeigen sie ihr Befinden. Sie
wollen sowohl geistig als auch körperlich
ausgelastet und gefordert werden, sind sie
doch nach wie vor Gebrauchshunde, die sich
gerne sportlich betätigen.
Als Spätentwickler haben die Belgischen
Schäferhunde eine lange Jugend und müssen
von klein auf sorgfältig geprägt und
sozialisiert werden. Positive Kontakte zu
Menschen, anderen Hunden und anderen Tieren
sind hierbei unerlässlich. Unsere
verantwortungsvollen Züchter leisten hier
bereits einen wesentlichen Beitrag, der aber
seine Fortsetzung finden muss bei den neuen
Besitzern des kleinen Belgiers.
Die Erziehung des Belgischen Schäferhundes,
wenn sie mit Härte, Brutalität und
übermäßigem Druck erfolgt, wird zum
Scheitern verurteilt sein. Das Resultat wäre
hierbei ein scheuer, verängstigter Hund, der
durch seine angst für sich selbst und seine
Umwelt zur Belastung würde. Ähnlich
unerfreuliche Folgen würde ein zu behütetes
Aufwachsen mit sich bringen. Unerlässlich
für die Erziehung sind stattdessen Ruhe und
unerschütterliche liebevolle Konsequenz. Der
Belgier will klug und mit
Einfühlungsvermögen erzogen sein.
Äußerlich unterscheiden sich die Belgischen
Schäferhunde in ihrem Haarkleid, welches sie
vier verschiedenen Varietäten zuordnet, die
ihre Namen von den Orten in Belgien
beziehen, wo diese Varietät zu Anfang
vermehrt gezüchtet wurde.
Groenendael und Tervueren sind die
langhaarigen Vertreter des Belgischen
Schäferhundes. Sie verfügen über ein
üppiges, glänzendes Fell mit dichter
Unterwolle. Das Deckhaar ist am Körper lang,
im Gesicht und an den Vorderseiten der Läufe
kurz und im Halsbereich länger, dort bildet
es vor allem bei den Rüden einen opulenten
Kragen.
Der Groenendael ist ganz schwarz, nur ein
kleiner weißer Brustfleck wird toleriert
sowie kleine weiße Abzeichen an den Zehen.
(Das gilt laut Standard übrigens für alle
vier Varietäten.)
Der Tervueren ist von rotbrauner Farbe mit
schwarzer Maske und schwarzer Charbonnage.
Mit Charbonnage ist der schwarze Anflug im
Fell gemeint, der dadurch entsteht, dass die
Haarspitzen schwarz sind - was den Eindruck
vermittelt, als habe man dem Hund mit
berußter Hand über das Fell gestrichen.
Außer in rotbraun, welches laut Standard die
bevorzugte Farbe ist, kommt der Tervueren
auch noch in allen Braunschattierungen bis
hin zu beige oder grau vor – aber auch hier
mit schwarzer Maske und Charbonnage.
Der Belgier ist in vielen Sparten zu Hause,
sei es als reiner Familienhund oder als
Begleiter beim Sport. Auch als Rettungshund
ist er vielfach anzutreffen. Durch seinen
Lerneifer ist er für viele Beschäftigungen
zu begeistern und auch auf dem
Agility-Parcours und dem Hundeplatz ist er
mit großem Elan anzutreffen.
Gerade als Sporthund macht in den letzten
Jahren vor allem die kurzhaarige Varietät
des Belgiers von sich reden, der Malinois.
Mit seinem kurzen, dichten Fell, dem
athletischen, straffen Körper, der schwarzen
Maske und der Charbonnage ist er eine
ausgesprochen elegante Erscheinung.
Der Malinois verfügt über all die zuvor
beschriebenen Eigenschaften des Belgischen
Schäferhundes. Nur dadurch, dass viele
Züchter seit Generationen bei ihm das
Augenmerk verstärkt auf Leistungsfähigkeit
gelegt haben, sind bei ihm Trieb und Härte
zum Teil stärker ausgeprägt, was ihn zu
großartigen Leistungen im sportlichen
Bereich befähigt.
Der Malinois ist in der Tat ein
temperamentvoller Hund, der sehr gerne
sportlich gefordert sein will, der aber
auch, genau wie Groenendael und Tervueren,
ein wunderbarer Familienhund ist. Er hat die
gleichen großartigen Charaktereigenschaften
wie die langhaarigen Belgier und fordert von
seinen Menschen in gleicher Weise Zuwendung
und ein großes Maß an geistiger und
körperlicher Beschäftigung.
Sein Fell ist ebenso pflegeleicht wie das
der langhaarigen Varietäten, denn das
Haarkleid aller Belgier ist schmutzabweisend
und verfügt über keinen Eigengeruch, was der
Haltung der Hunde im Haus sehr
entgegenkommt. Bürsten ist bei den
Langhaarigen (!) und den Kurzhaarigen nur
während des Fellwechsels angesagt: durch
regelmäßiges Bürsten würde man nur
erreichen, dass der Hund das ganze Jahr über
Haare verliert.
Etwas andere Pflege verlangt das Haarkleid
der rauhaarigen Varietät, des Laekenois: ein
bis zweimal pro Jahr wird durch Herauszupfen
des abgestorbenen Haares das Fell in Form
gebracht.
Mit seinem drahtigen, rauen Haar wirkt der
Laekenois eher bodenständig und robust als
elegant. Vermutlich ist das der Grund dafür,
dass er von den vier Varietäten die
seltenste ist. In Deutschland und auch im
Ausland sind Laekenois-Züchter selten und
der rauhaarige Belgier ist dadurch zu einer
echten Rarität geworden.
Der Laekenois kann ein sehr selbstbewusster
Hund sein, durchaus auch mit einer gehörigen
Portion Dickköpfigkeit ausgestattet. Genauso
temperamentvoll und intelligent wie die
anderen Varietäten wird er jedoch eher
versuchen, seinen Kopf durchzusetzen, wenn
man solchen Bestrebungen nicht von Anfang an
Konsequenz und Standhaftigkeit entgegen zu
setzen weiß. Ganz wichtig ist auch bei
dieser Varietät die gute Sozialisierung auf
Menschen und andere Tiere.
Seit 1956 werden im DKBS alle vier
Varietäten des Belgischen Schäferhundes
betreut. Der DKBS ist von jeher bemüht, den
Belgischen Schäferhund züchterisch als das
zu erhalten, als was er im Standard
beschrieben wird: ein eleganter
Gebrauchshund.
Es ist uns wichtig, dass der Belgier in das
tägliche Leben problemlos integrierbar ist.
Deshalb ist im DKBS eine Überprüfung des
Wesens als Voraussetzung zur Zucht
unerlässlich, denn sowohl aggressive als
auch ängstliche Hunde sind in unserer
heutigen Gesellschaft nicht tragbar. Die
Prägung der Welpen und damit der Einstieg in
ein gelungenes Hundeleben erfolgt durch
unsere gut geschulten und kontrollierten
Züchter.
Zur Vermeidung genetischer Erkrankungen
bedienen wir uns mit großem Erfolg neuester
wissenschaftlicher Hilfsmittel wie der
Genotypenbestimmung und der
Zuchtwertschätzung. Wir können zum Glück
sagen, dass Erbkrankheiten wie z.B. HD und
Epilepsie in unserer Population keine
erwähnenswerte Rolle spielen.
Dass solchermaßen sorgfältig aufgezogene
Welpen von unseren Züchtern nur in
verantwortungsvolle Hände abgegeben werden,
versteht sich von selbst. Denn es ist uns
wichtig, dass die bei uns gezüchteten Hunde
auch bei ihren neuen Besitzern ein
glückliches, artgerechtes, ihrem Wesen
entsprechendes Leben führen können.
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