Erziehung und Ausbildung
Miteinander statt gegeneinander
Ein Leben mit einem gut
erzogenen Belgier ist sehr
angenehm, da man ihn überall
mithin nehmen und ihn unbesorgt
auch ohne Leine laufen lassen
kann (wo es erlaubt ist).
Außerdem muss man sich nicht
ständig für seinen Hund
entschuldigen, weil er sich
nicht benimmt. Nichts ist
peinlicher, als wenn ein
Hundebesitzer hinter seinem Hund
herläuft und ruft „Der will nur
spielen!“ oder „ Der tut nix!“.
Dieser Hundebesitzer hat den
Sprung zum Hundeführer nicht
geschafft. Ein Hund darf eben
nicht immer nur Hund sein. Dabei
genügt es allerdings nicht, auf
dem Hundeplatz eine perfekte
Prüfung abzulegen, wenn man sich
nicht auch im „richtigen" Leben
durchsetzen kann. Die wahre
Erziehung geschieht nicht auf
dem Hundeplatz sondern in der
rauen Wirklichkeit des Alltags.
Hund sein wird in unserer
hochtechnisierten und
schnelllebigen Zeit immer
schwieriger. Doch durch den
positiven Eindruck, den man mit
einem gut erzogenen Belgier
erweckt, kann man zu einem
besseren Verhältnis zwischen
Hundehaltern und dem oft
hundefeindlichen Rest der Welt
beitragen. Gerade in der
heutigen Gesellschaft ist es
besonders wichtig, seinem Hund
gute Manieren beizubringen. Ein
mit Liebe, Konsequenz und
Einfühlungsvermögen erzogener
und ausgebildeter Hund sichert
ein konfliktfreies Zusammenleben
zwischen Mensch und Hund in
unserer immer enger werdenden
Umwelt. Und auch unser Belgier
gewinnt dabei, denn ein
gehorsamer Hund kann viel mehr
Freiheiten genießen. Ein gut
erzogener Belgier ist ein
fröhlicher Hund und es macht
Spaß mit ihm gemeinsam durchs
Leben zu gehen. Um dies zu
erlangen, braucht er eine
Aufgabe, die wir ihm mit einer
Ausbildung geben können.
Gott sei Dank hat es in der
Hundeerziehung und in der
Ausbildung in letzter Zeit
einige Veränderungen gegeben
(zum Wohle unserer Hunde). Die
hundeverachtenden Methoden von
früher werden mit der Zeit
weniger gehandhabt wie noch vor
10 Jahren. Jedoch sind noch
immer auf vielen Hundeplätzen
diese Veränderungen nicht
richtig angekommen. Dort gibt es
immer noch die so genannten
Hardliner, die weiter nach alter
Väter Sitte mit
„Hau-Ruckmethoden" ausbilden.
Jedoch auch das Gegenteil wird
häufig gesehen, nämlich
Hundebesitzer die ihre Hunde
viel zu viele Freiräume
gestatten. Der Hund bekommt jede
Menge Freiheiten und kann
deshalb machen was er will.
Meiner Ansicht nach sollte die
„Wahrheit" irgendwo in der Mitte
liegen.
Gute Hundeplätze sind selten und
die Ausbildungsmethoden sind
oftmals so veraltet, dass es
fast wie ein Hauptgewinn ist,
einen Platz und einen Ausbilder
zu finden, der einem zusagt.
Unsere feinfühligen Belgier
spüren sofort, wenn Ärger in der
Luft liegt. Schaffen Sie also
für Ihren Hund eine freundliche
Atmosphäre, indem Sie ihm eine
Umgebung bieten, wo er mit ihnen
vernünftig und konzentriert
arbeiten kann. Bilden Sie Ihren
Partner mit viel Liebe,
Konsequenz und
Einfühlungsvermögen aus, auch
wenn sie von manch „Alten“
Hundeausbildern als „Warmduscher“
tituliert werden. Denn zeigt Ihr
Partner später einmal bei der
Unterordnung einen „lachenden“
Gesichtsausdruck, sind Sie auf
dem richtigen Weg.
Aragon mit
„lachenden“
Gesichtsausdruck
bei der Freifolge.
Versuchen Sie möglichst einen
Ausbilder zu finden, der zu
Ihnen und vor allem zu Ihrem
Hund passt. Nehmen Sie auch
nicht alles kritiklos hin, auch
wenn man das schon immer so in
der „Guten Alten Zeit“ gemacht
hat. Wenn man Ihnen einreden
will, dass man unbedingt Druck
und Zwang auf Ihren Belgier
ausüben müsste, damit er das
macht, was wir von ihm
verlangen, so ist das nicht nur
fachlich falsch sondern auch
verachtend gegenüber unserem
Partner. Schauen Sie sich Ihren
Ausbilder und wie er mit seinem
eigenen Hund umgeht genau an und
beurteilen Sie danach seine
Ausbildungsmethode. Und kommt
dann noch der Kommentar:
„…bist du nicht willig, so
brauche ich Gewalt! …“
Forget it!
Dann wird meist an der Leine
gerissen, in der absurden
Annahme, diese entspreche der
natürlichen Bestrafungsart, die
im Hunderudel angeblich über das
Schütteln am Nackenfell erfolgt.
Aber diese Ansicht ist längst
hinfällig. Und wenn auch dies
nicht fruchtet wird noch ein
Stachelhalsband empfohlen, das
die Zähne der Mutter
repräsentieren soll. Ich finde
Stachelhalsbänder sind einer der
gröbsten Methoden der Erziehung,
Halsverletzungen gehören dadurch
schon zur Tagesordnung.
Stachelhalsbänder verursachen
nicht nur bei unerwünschten
Verhalten des Hundes schmerzen,
sondern selbst dann noch, wenn
der Hund sich wunschgemäß
verhält. Nicht der Hund, sondern
der Mensch benötigt den Stachler,
weil dieser nicht in der Lage
ist, seinen Hund richtig zu
erziehen und zu führen. Wenn der
Hund dann Aggression zeigt,
braucht man sich darüber nicht
zu wundern. Von den so genannten
„Elektrostimulationsgeräten“(Tele)
möchte ich hier gar nicht erst
reden. Theorie und Praxis
klaffen gerade hier weit
auseinander, denn um so ein
Gerät richtig bedienen zu
können, benötigt man sehr viel
Erfahrung und Geschick. Und wer
hat das schon? Darum gehören
meines Erachtens Teletakt,
Stachler, Würger und ähnliche
Geräte in die Museen für
mittelalterliche Foltergeräte
verbannt. Dazu kann ich nur noch
bemerken: Köpfchen statt
Knöpfchen.
Auf vielen Hundeplätzen bekommt
man immer wieder gesagt, es
müsse so sein, damit der Hund
etwas lernt. Ganz sicherlich
lernt er etwas dabei, nämlich
bestimmte Verhaltensweisen
auszuführen aus Angst und
Schmerz. Denn er hat gelernt,
dass sein Partner manchmal
unberechenbar und ohne
plausiblen Grund grob ist, was
zum Vertrauensbruch zu seinem
Menschen führt. Diese groben
Erziehungsmethoden führen in
einen Teufelskreis. Sie erzeugen
Konfliktverhalten, denn unser
Partner Hund versteht den Ablauf
nicht, erinnert sich jedoch an
die Strafe und gehorcht nicht
oder nur zögernd. Unsere Hunde
zeigen vor allem Ihre Gefühle
über die Körpersprache und man
kann z.B. sehr oft erkennen wie
sie bei der Unterordnung weit
von einer freudigen Vorführung
entfernt sind. Viele Hundeführer
sind auch bemüht auf
Konditionierung von
„Scheinfreude“ (der Hund schaut
zwar zu seinem Herrn auf, der
Hund wedelt vielleicht mit der
Rute, aber die anderen
Körpersignale deuten auf Stress
hin). Doch Vertrauen zu seinem
angeblichen zweibeinigen
„Partner“ drückt dieses Bild
nicht aus. Der Hund lernt so
sicherlich die wirkliche
Teamarbeit mit seinem
Herrchen oder Frauchen nicht.
Die Ausbildung läuft auf vielen
Hundeplätzen meist so ab.
Junghunden wird das gewünschte
Verhalten noch mit positiver
Verstärkung gelehrt, doch recht
bald werden Strafen und negative
Verstärkungen eingesetzt, um
erwünschtes Verhalten
„abzusichern“. Jeder, der in
Sachen Hundeausbildung aktiv
ist, hat folgenden Satz bestimmt
schon mal gehört. „Positive
Bestärkung ist alles gut und
recht, aber, wenn der Hund
eine Aufgabe hundertprozentig
sicher ausführen soll, dann muss
man absichern.“ Absichern
bedeutet dann bei diesen Leuten,
dem Hund klar zu machen, dass
das richtige Verhalten zwar
belohnt wird, aber es
unangenehme, schmerzhafte
Konsequenzen haben wird, wenn er
es nicht richtig ausführt. Nur
dies, so die weit verbreitete
Meinung, führe zum Erfolg. Ich
bin nicht der Meinung, denn wenn
ein Hund negative Emotionen mit
einer Aufgabe verbindet,
versucht er sie zu meiden. Davon
laufen kann er uns nicht, denn
daran wird er ja von uns
gehindert, also wird er
versuchen, wenigstens mental aus
der unangenehmen Situation zu
fliehen, indem er sich leicht
ablenken lässt, ja geradezu die
Ablenkung sucht. Bei fehlender
Konzentration des Hundes kommt
dann wieder der Genickruck zum
Einsatz. Und immer noch lässt
man Hunde mit Stachler in eine
20 m Leine rennen oder drückt
auf´s Knöpfchen, wenn sie z.B.
bei der Vorausübung auf Kommando
„Platz“ nicht klappmesserartig
zusammenfallen; genauso werden
Hunde in der Ausbildung per
Leine oder Hand so
herumgeschleudert, dass sie „wie
ein Flugobjekt" schnell in die
richtige Position kommen - der
Hund ist doch selber schuld,
soll er halt besser aufpassen
oder sich mehr beeilen, heißt es
dann. Aber was ist, wenn ein
solcher Hund auf einer Prüfung
die Erfahrung macht, dass unter
diesen Umständen keine Strafe
folgt? Dann wird die
Prüfungssituation für ihn zum
Rettungsanker. Und viele der so
genannten „GUTEN“ Hundeführer
können einpacken. Ich habe es
schon öfters auf größeren
Veranstaltungen miterleben
können, wenn z.B. unter anderen
der Hund den Schutzarm nach dem
Kommando „Aus“ nicht mehr
ablässt, nur weil keine
Bestrafung durch das Telegerät
kommt. Herzlichen Glückwunsch
zur gelungenen
hundertprozentigen Absicherung!
Gewalt beginnt dort, wo Wissen
aufhört und Verzweiflung ihren
Anfang nimmt!
Selbst wenn ein Sporthund, der
nicht mit abneigenden
Mitteln abgesichert wurde,
wirklich nicht ganz
hundertprozentig zuverlässig
wäre - was macht das schon? Man
bekommt in der Prüfung
vielleicht ein paar Punkte
weniger, aber man rettet dafür
die Seele seines Hundes und
selbst kann man beruhigt
einschlafen und am nächsten
Morgen getrost in den Spiegel
schauen.
Bedenken Sie: Angst frisst die
Hundeseele auf!
Rein formelle Übungen, die nur
im Wettkampf „Sinn" machen,
können keine Rechtfertigung für
abneigende Methoden sein, denn
das wäre für mich der moralische
Ruin. Gehorsam ist gut und
wichtig, aber man hüte sich vor
all zuviel Ehrgeiz. Für manche
Leistungsnotoriker scheint der
Sinn und Zweck des
Hundehalterdaseins einzig und
allein der Kampf um Punkte und
Pokale zu sein. Doch in der
Hundeausbildung sollte der Hund
im Mittelpunkt stehen und nicht
die Selbstprofilierung des
Hundeführers. Auch wenn der
Mensch den Pokal bekommt - die
Arbeit macht der Hund.
Teamwork heißt das Zauberwort!
Man kann einen Hund mit Druck
ausbilden, man kann ihn aber
auch dazu bringen, aus freien
Stücken mitzuarbeiten. Jedoch
müssen dann die ihm gestellten
Aufgaben einen Sinn machen, so
dass er sie freiwillig und ohne
Zwang erfüllt und mit Freude für
seinen Hundeführer arbeitet. So
entsteht mit der Zeit eine
Partnerschaft durch
gegenseitiges Vertrauen. Da wir
die Leitfigur, das Vorbild, des
Belgiers sind, wird er unser
Verhalten nachahmen und unsere
Stimmungen werden sich auf ihn
übertragen. Gerade weil Hunde
unsere menschliche Wortsprache
nicht verstehen, werden sie
hauptsächlich auf unsere
Körpersprache achten. Aber sie
beobachten uns nicht nur, um
herauszufinden was „gut oder
nicht gut" ist, sie ahmen uns
nach. Verhalten löst Verhalten
aus: Gewalt erzeugt Gegengewalt,
Hektik erzeugt Hektik, Ungeduld
erzeugt Ungeduld, Ruhe erzeugt
Ruhe, Motivation und Freude
lösen Motivation und Freude aus.
Lernen muss Freude bereiten!
Lernen
sollte mit Erfüllung verbunden
sein, sonst verlieren sowohl
Mensch als auch Hund die
Motivation. Also muss das Lernen
mit dem Belgier immer mit
Spiel und jeder Menge Spaß
verbunden werden. Der Weg ist
das Ziel und nicht nur die
bestandene Prüfung. Nur wer auf
diesem Weg nicht nur an seinem
Hund, sondern vor allem auch an
sich selbst arbeitet, kommt
weiter.
Erziehung ist die Pflicht,
Ausbildung die Kür. Damit wir
die bestmögliche Voraussetzung
für die Hundeerziehung schaffen,
sollte man schon im Welpenalter
mit dieser beginnen. Das
spielerische Lernen sollte ein
Hund möglichst früh erlernen,
damit er zu einem führigen und
aufmerksamen Hund heranwächst.
Beginnt man zu spät mit der
Grunderziehung, wird man um
einen gewissen Druck in der
Erziehung / Ausbildung nicht
mehr herumkommen. Erziehung ist
das Festlegen von Regeln im
täglichen Umfeld. Der Hund darf
bestimmte Dinge nicht, also
werden ihm klare Regeln
vorgesetzt. Das heißt, die
gegebenen Befehle müssen befolgt
werden. In der Erziehung sollte
man weiche Kommandos verwenden,
wie „leg dich", „setz dich“ und
in der Ausbildung absolute
Hörzeichen wie „Platz" und
„Sitz“. Ausbildung baut auf
Erziehung auf, denn die Grenzen
sind hierbei fließend.
Der Belgier ist ein
Gebrauchshund, der Arbeit und
Aufgaben braucht!
Deshalb
sollte es Pflicht sein, mit ihm
auf einen vernünftigen
Hundeplatz zu gehen, wo er
gefordert und gefördert wird. In
der Einzelarbeit auf einem
Hundeplatz blühen viele Belgier
regelrecht auf. Durch die Arbeit
dort wachsen Mensch und Hund zu
einem echten Team
zusammen. Egal ob bei Agility
Dog Dancing, Frisbee, Flyball
usw. oder bei der
Ausbildung zum Schutz-,
Rettungs- oder
Fährtenhund
überall wird der Belgier seine
ausgeprägte Arbeitsfreude und
Intelligenz einsetzen und die
ihm als Gebrauchshund
gegebenen Anlagen nutzen.
Egal ob Sie mit ihrem Belgier
Agility oder Schutzdienst
betreiben, oder ihm einfach nur
Tricks beibringen, er wird es
Ihnen auf alle Fälle mit viel
Engagement und Freude danken.
Der Belgier reagiert sehr gut
auf eine spielerische
Ausbildung, dabei werden die
Übungen in das Spiel eingebaut
und nicht das Spiel in die
Übungen oder als Belohnung nach
der Übung. Der Belgier braucht
einen Partner, der sich ständig
und überall interessante Sachen
ausdenkt und die Aufgaben
abwechslungsreich gestaltet. Das
verlangt viel Geduld und vor
allem jede Menge Kreativität.
Bringt man diese jedoch auf, so
kann man mit einem Belgier
„ALLES" erreichen.
Wenn der Hund nicht zu gehorchen
scheint, sollten wir uns erst
einmal fragen, ob er die
gestellte Aufgabe überhaupt
verstanden hat. Vielleicht
testet er ja nur aus, was wir
genau mit unserem Hörzeichen
meinen? Am besten ignoriert man
seinen „Fehler" erst einmal,
gibt ein Falsch-Signal wie z.B.
„falsch" „nein“ oder „no“ und
löst die Position ohne
Blickkontakt auf. Dann startet
man einen erneuten, leicht
veränderten Versuch und
bestätigt, wenn er es richtig
ausführt, mit Lob, Leckerli oder
Spiel. Ich zerlege jede Aufgabe
in kleine und kleinste
Unteraufgaben und helfe Aragon
mit Körpersprache es richtig zu
machen. Denn, wenn die Übung
dann richtig abgeschlossen ist,
geht nicht nur Aragon als Sieger
aus dem Training, auch ich
bekomme dadurch immer mehr
Selbstvertrauen und Sicherheit
zu meinem Partner.
Das Wichtigste ist Vertrauen zu
seinem Partner zu haben und zwar
beidseitig.
Stellen Sie dem Hund keine
Fallen, verführen Sie ihn nicht
zu fehlerhaftem Verhalten, um es
anschließend korrigieren zu
können. Sonst machen Sie den
Hund zum Verlierer, was auf
Dauer zu Unsicherheit führt. Und
gerade in Stresssituationen, wie
z.B. Prüfungen, bricht das
fehlerhafte Verhalten dann immer
wieder durch. Je weniger Fehler
der Hund machen kann, desto
erfolgreicher ist in der Regel
das Training.
Bedenken Sie:
Es ist noch kein Meister vom
Himmel gefallen. Geben Sie Ihrem
Hund die Zeit, die er benötigt,
um das Geforderte zu verstehen,
damit er die gestellten Aufgaben
auch dann korrekt ausüben kann.
Steigern Sie Ablenkungen und den
Schwierigkeitsgrad der Übungen
immer nur so, dass Ihr Hund sie
noch schaffen kann. Nach und
nach können Sie die Lernhilfen
dann abbauen, wobei das
Verhalten des Hundes den Beginn
und die Geschwindigkeit des
Handelns bestimmt. Haben Sie
Geduld, bauen Sie die Hilfen
nicht zu früh ab und frischen
Sie das Training auch später
immer wieder auf. Wenn sich die
Kontrolle über das Verhalten des
Hundes wieder verschlechtert,
werden die Lernhilfen einfach
erneut deutlicher oder häufiger
eingesetzt, um dann wieder
reduziert zu werden. Würde man
auf das „Fehlverhalten" des
Hundes stattdessen mit Gewalt
reagieren, wäre nicht ein
folgsamerer Hund das Ergebnis,
sondern einer, der seinen
Trainingspartner immer stärker
fürchtet und in das
Meideverhalten fällt.
Es kann allerdings auch
vorkommen, dass man sich als
Hundeführer wirklich durchsetzen
muss, unter Umständen auch mit
einem leichten
Leinenruck. Doch es ist immer
besser, Autorität auch
unabhängig von der Leine zu
vermitteln. Am besten ist
allerdings immer eine Korrektur,
die ohne Körperkontakt auskommt,
also nur mit Autorität,
Körpersprache und Stimme, wobei
natürlich kein Gebrüll gemeint
ist.
Ohne konsequente Erziehung ist
erfolgreicher Hundesport
nicht möglich!
In der
Erziehung ist ein physisches
Durchsetzen des Hundeführers
manchmal unumgänglich, auch wenn
man es denkbar ungern tut. Aber
es ist einfach ein Unterschied,
ob man z.B. in der Erziehung
ausnahmsweise mal einen
Leinenruck einsetzt, um ein Tabu
zu setzen oder ob man ständig am
Hund herumreißt, nur damit er in
der Leinenführigkeit besser
läuft. Zur Durchsetzung der
Hörzeichen sollte ein sparsam
eingesetzter kurzer, aber
ausreichend intensiver
Leinenruck (Leine nur mit zwei
Fingern führen) genügen. Dabei
soll der Leinenruck unsere
Autorität nicht ersetzen und den
Hund
unterordnen,
sondern er soll lediglich auf
unsere Autorität verweisen. Er
soll den Belgier aufmerksam
machen, damit dieser sich wieder
stärker auf seinen Hundeführer
und die gemeinsame Aufgabe
konzentriert. Die Leine kann den
Hund also lehren, sich
wunschgemäß zu verhalten. Im
Idealfall sollte sie aber nicht
nur als Zwangsmittel, sondern
vor allem als Brücke der
Kommunikation, als positive
Verstärkung der Bindung zwischen
Mensch und Hund fungieren. Einem
Belgier, der sich ausschließlich
deshalb wunschgemäß verhält,
weil ihm wegen der Leine gar
nichts anderes übrig bleibt,
fehlt das entscheidende, nämlich
der unsichtbare Zügel zum
Partner. Außerdem muss man
bedenken, dass Einwirkungen
mittels der Leine immer mit dem
Hundeführer verknüpft werden -
und zwar negativ. Wird ein Hund
hauptsächlich über den
Genickruck ausgebildet, lernt er
nur, dass alles andere schöner
ist, als seinen Partner „am Hals
zu haben“. Deshalb einen
Leinenruck nur gebrauchen wenn
er unbedingt benötigt wird, da
er immer auch einen
Vertrauensbruch zum Partner
darstellt. Ich arbeite im
Training mit Aragon in der
Unterordnung und im Schutzdienst
immer ohne Leine, weil er
absolut im Gehorsam steht und
ich meinem Hund in jeder
Situation blind vertrauen kann.
Aragon wurde von mir von Anfang
an mit speziellen
Aufmerksamkeitskommandos
aufgebaut und ausgebildet, so
dass ich damit jederzeit, auf
eine Leine verzichten kann.
Härtere
Erziehungsmethoden führen beim
Hund zu Stress, der das Lernen
sehr erschwert. Aus Angst,
Fehler zu machen, wird der Hund
gehemmt, passiv und lustlos;
letztendlich resigniert er und
neigt zur „Drückebergerei". Er
verliert das Vertrauen in seinen
Partner, reagiert zunehmend
unterwürfig und absolviert die
Übungen nur noch widerwillig und
nicht mehr in der nötigen
Unbefangenheit. Irgendwann ist
der Hund dem psychischen Druck
dann nicht mehr gewachsen. Das
äußert sich dann in
Leistungsverweigerung und
Problemverhalten. Menschen
gegenüber sind solche Hunde
meist ängstlich unterwürfig und
im schlimmsten Falle aggressiv.
Artgenossen gegenüber sind sie
meist aggressiv.
Der Druck braucht eben ein
Ventil und manchmal kann dies
schlimme Folgen haben.
Miteinander statt gegeneinander!
Werden die Unterordnungsübungen
dagegen maßvoll durchgesetzt,
unterstreicht man den höheren
Status des Führers. Dabei haben
Sie immer die Wahl, wie Sie sich
Ihrem Belgier mitteilen wollen.
Sie können sich drohend und
feindlich verhalten oder
freundlich sein. Sie sollten
aber bedenken, dass der Mensch
die Leitfigur des Hundes ist,
deren Verhaltensweisen er
nacheifert. Wie man in den Wald
hineinruft, so schallt es
heraus.
Ein guter Hundeführer hat
aggressive Umgangsformen nicht
nötig; sein Hund folgt ihm, weil
er ihm vertraut und sich davon
einen Vorteil verspricht. Der
Belgier entwickelt dann eine
positive Grundeinstellung zum
Gehorchen und zu seinem Partner,
die gerade auch in schwierigen
Situationen standhält. Der Hund
kennt keine Pflichtgefühle, er
kann uns daher auch nicht „im
Stich lassen". Hunde, die
wortwörtlich alles verstehen,
gut und böse unterscheiden
können und komplizierte Probleme
durchschauen, gibt es nur im
Wunschdenken. Der treue,
unbestechliche Hund, der sich
für seinen Partner aufopfert,
ist eine schöne Vorstellung -
mehr aber nicht. Hunde stehen
jenseits von Gut und Böse. Sie
leben triebhaft und
gegenwartsbezogen, kennen nur
angenehme oder unangenehme
Erlebnisse. Und da sie keine
Masochisten sind, tun und
wiederholen sie eben einfach
das, was sich für sie lohnt und
lassen das, was keinen Erfolg
bringt. Sie sind auf ihren
Vorteil aus und nehmen sich, was
sie kriegen können - ganz ohne
böse Absicht.
Aragon ist eben ein Egoist –
aber der
liebenswerteste Egoist, den ich
kenne.
Ein Belgier, der immer neue
Aufgaben gestellt bekommt, lernt
immer neue Anforderungen zu
bewältigen und ist ein
angenehmer, liebenswerter
Begleiter, der mit sich und der
Welt in Einklang ist. Er lernt
körperliche und geistige
Anforderungen zu bestehen und
sich auf seinen Partner zu
verlassen, der ihn sicher durch
die Bewältigung der Aufgaben und
des Alltags führt. Die
gemeinsame Arbeit stärkt
die Zusammengehörigkeit und den
Gehorsam. Eine Bestätigung,
die auch für den Hund sehr
befriedigend ist. Wurde der Hund
mit positiver Motivation
ausgebildet, so kooperiert er
freiwillig - aus reiner Freude
und aus Spaß an der Sache. Und
so wird für mich die „Arbeit"
mit Aragon zum reinsten
Vergnügen.
Ein starkes Team
Aragon
mit Herrchen
Ich wünsche Ihnen mit ihrem
Partner Hund genauso viel
Freude, Spaß und Erfüllung wie
ich es mit Aragon jedem Tag
erleben darf.
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