Dabei ändert sich der
Fährtengeruch, wenn die Fährte
zum Beispiel von einem Acker
über Wiesen auf Waldboden
überwechselt. Die Haltbarkeit
einer Fährte ist sehr
unterschiedlich. Sie variiert je
nach Bodenart, örtlichem Klima,
Jahreszeit und dem jeweiligen
Wetter. Andere Spuren, wie z.B.
vom Wild oder Menschen, können
die Fährte kreuzen. Ein
erfahrener und gut ausgebildeter
Fährtenhund ist in der Lage, die
einmal aufgenommene Fährte noch
sechs oder mehr Stunden nachdem
sie gelegt wurde auch über
kreuzende und nahezu zeitgleich
gelegte Verleitungsfährten
hinweg zu verfolgen. Unsere
Hunde können sogar die Richtung
feststellen, in der eine Fährte
gelegt wurde. Das macht uns
diese großartigste
Sinnesleistung des Hundes
vollends unbegreiflich.
Offensichtlich können unsere
Spürnasen erkennen, wo die Spur
jünger wird. Sie müssen also
geringste Veränderungen der Spur
erkennen können und danach ihre
Suchrichtung bestimmen. Und dazu
reicht offensichtlich ein
Altersunterschied der einzelnen
Tritte von wenigen Sekunden!
Fährtenhundausbildung ist
Fleißarbeit und sehr
zeitaufwendig. Man übt fast
jedes Wochenende mehrere Stunden
(Fährtengelände suchen, Fährte
legen, Liegezeit abwarten,
Fährte suchen) und manchmal,
wenn die Zeit vorhanden ist,
macht man das sogar 3-4mal pro
Woche. Aber es lohnt sich und es
ist ungeheuer faszinierend wenn
man Zeuge wird, wie Hunde ihre
natürlichen Fähigkeiten
einsetzen. Mit der Zeit lernt
man, durch die Nase seines
Hundes zu "sehen". Während sich
die große Mehrheit der
Hundehalter noch einmal wohlig
im Bett auf die andere Seite
dreht, herrscht frühmorgens im
Fährtengelände bereits einiges
an Aktivitäten. Die
Fährtenarbeit ist gerade für den
Junghund der ideale Einstieg in
den Vielseitigkeitssport, denn
eine Fährte mit der Nase zu
verfolgen, ist ihm angeboren.
Die meisten Hunde, die einmal
Gelegenheit dazu hatten,
schätzen die Nasenarbeit ganz
besonders. Wen wundert das,
schließlich ermöglicht die
Fährtenarbeit es ihnen, ihr
wichtigstes Sinnesorgan
einzusetzen.
Suchen mit tiefer Nase
Fährtensuche ist Team-Arbeit, in
der Mensch und Belgier ihre
Freude und Befriedigung finden
können. Es ist eine gemeinsame,
durch das Rudel getätigte, aber
auf die Fähigkeiten des Hundes
abgestimmte Beschäftigung, die
den Belgier in hohem Maße
fordert und seine Bedürfnisse
befriedigt. Hunde leben in einer
für uns nicht nachvollziehbaren
Geruchswelt. Sie erfahren ihre
Umwelt überwiegend über ihr
hervorragend ausgeprägtes
Riechorgan, mit dem sie auch
feinste Teilgerüche in
Duftgemischen exakt erkennen
können. Die Geruchswahrnehmung
hängt von der chemischen und
molekularen Zusammensetzung der
Gerüche, vom Feuchtigkeitsgehalt
der Luft und vom physiologischen
Zustand des Hundes ab.
Die Fährtensuche fordert den
Belgier nicht nur körperlich,
sondern vor allem auch geistig.
Wissenschaftler haben
herausgefunden, dass Hunde
mindestens 1Million -mal besser
riechen können als
vergleichsweise wir Menschen.
Das Riechvermögen schwankt bei
verschiedenen Hunderassen
zwischen 147 Millionen und 300
Millionen Riechzellen, wir
Menschen besitzen nur ca. 5
Millionen und die Oberfläche der
Riechschleimhaut ist im
Durchschnitt 50-mal so groß wie
bei uns. 1/3 des Hundehirns kann
die Signale des Geruchssinns
bearbeiten und das Riechzentrum
in ihrem Gehirn ist 7- bis
14-mal größer als beim Menschen.
Auch wenn wir eine so großartige
Spürnase hätten wie ein Hund, so
könnten wir dennoch mit Hilfe
unseres kleinen Riechzentrums
daraus nicht klug werden.
Riechen ist vor allem eine
geistige Arbeit!
Das unglaubliche Riechvermögen
unserer vierbeinigen Partner
konnte bis heute nicht durch
technische Geräte ersetzt
werden. Man benötigt noch immer
Hunde bei der Vermisstensuche in
Feld und Wald sowie bei der
Ortung von Verschütteten im
Schnee oder in Trümmern. Die
Riechwelt des Hundes ist und
bleibt für uns unvorstellbar,
die Leistung der Hundenase ist
faszinierend und unersetzlich
Dieser außergewöhnliche
Geruchssinn verkümmert aber,
wenn er nicht in ausreichendem
Maße beansprucht wird. Im
Fährtentraining wird diese
natürliche Veranlagung des
Hundes gefördert. Bei der
Nasenarbeit ist mehr als sonst
die Selbstständigkeit des
Belgiers gefragt und die meisten
Hunde schätzen es sehr, so zu
„arbeiten". Hund und Mensch
tauschen ihre Rollen: Der
Belgier führt und der Mensch
folgt. So werden Hund und Mensch
zu ganz besonderen Gefährten.
Sobald ich ihm die Fährtenleine
anlege, befindet er sich „im
Dienst". Die Außenwelt wird
unwichtig, es wird nicht mehr
jede Ablenkung wahrgenommen.
Selbst wenn die Wiese am
Waldrand voller Wildspuren ist,
bleibt mein Partner auf der
Fährte. Es zählt nur noch die
Aufgabe:
Seine Fährte!
Gleichzeitig verdeutlichen wir
Menschen aber auch in der
Fährtenarbeit unsere
Vorrangstellung in Bezug auf die
Einordnung des Belgiers. Wir
wissen, wo die Trainingsfährte
liegt, wir bestimmen wann und
was gesucht wird. Wir geben die
Richtung und das Tempo vor.
Fährtensuchen ist eine besonders
anspruchsvolle
Hundesportdisziplin.
Fährtenarbeit erfordert vom Hund
eine nur ihm mögliche, für uns
Menschen unvorstellbare
Höchstleistung, die noch dazu
besondere mentale, aber auch
körperliche, sozusagen
sportliche Anforderungen stellt.
Fährtenhunde müssen eine gute
Kondition besitzen. Während bei
normalem Atmen die
Geschwindigkeit des Luftstroms
in den Nasenwegen 3-4 km/h
beträgt, erhöht sie sich beim
Schnüffeln um das Zehnfache. Da
bei den Fährten eine gehemmte
Atmung erfolgt, ist diese Arbeit
für die Hunde sehr belastend.
Der Laktatgehalt des Blutes
steigt wie bei einem rasanten
Sprint, und die Körpertemperatur
erhöht sich bei einer längeren
Fährte um 1-2 Grad Celsius. Auch
der Herzschlag ist erhöht. Erst
nach 1 1/2 Stunden werden die
Normalwerte wieder erreicht.
Deshalb sollte man unmittelbar
nach der Fährtenarbeit dem Hund
keine weitere anstrengende
Tätigkeit mehr abverlangen und
auch nur kurz mit ihm spielen.
Deshalb ist eine gute Kondition
bei einem Fährtenhund
Voraussetzung für gute und
zuverlässige Arbeit.
Gefundener Gegenstand wird
angezeigt
Das Ausarbeiten von Fährten im
Hundesport kommt dem Naturell
des Hundes am nächsten. Wir
müssen diesen Trieb nur noch auf
die "langweilige" menschliche
Witterung umfunktionieren und
den Beutetrieb auf Wild
unterdrücken. Das Ziel der
Fährtenarbeit besteht nicht
darin, dem Hund das Verfolgen
der Spur beizubringen - das kann
er ja bereits -, sondern ihn zu
motivieren, auf der Spur des
Fährtenlegers zu bleiben. Unser
Partner soll eine menschliche
Fährte sicher verfolgen, ohne
sich durch Verleitungsfährten
ablenken zu lassen. Dazu bedarf
es eines fleißigen, geduldigen
und einfühlsamen Hundeführers.
Voraussetzung für gute
Fährtenarbeit ist eine enge
Verbundenheit zwischen dem
Fährtenteam und ein absolutes
Vertrauensverhältnis auf beiden
Seiten. Ob der Belgier „eine
gute Nase" hat, hängt vor allem
davon ab, ob er die gewünschte
Leistung erbringen will. Das
aber ist wieder in hohem Maß von
uns und unserer Fähigkeit
abhängig, ihn richtig zu
motivieren. Nutzt man z.B. den
Nahrungstrieb, so gelingt es
schnell, die Verknüpfung „Fährte
suchen gleich Futter finden"
beim Hund zu erreichen.
Fußabdruck mit Leckerli im Acker
Fußabdruck mit Leckerli im Gras
Die Fährtenarbeit ist als Teil A
zum einen Bestandteil der
VPG-Prüfungen (die
Fährtenprüfungen FPR 1-3
entsprechen dem Teil A der VPG
1-3), aber es gibt auch eine
reine Fährtenhundprüfung (FH).
Entsprechend der verschiedenen
Prüfungsstufen steigern sich die
Anforderungen an den Belgier:
Zuerst legt der Hundeführer die
Fährte selbst, ab VPG2/FPR wird
dies von einer zweiten Person
erledigt. Daneben wird die Zeit
zwischen Legen und Ausarbeiten
der Fährte verlängert und die
Zahl der Richtungsänderungen und
"verlorenen" Gegenstände erhöht.
Bei den großen
Fährtenhundprüfungen (FH) kommen
dann noch Geländewechsel und
Verleitungen dazu.
Bei der Fährtenhund-Prüfung (FH)
soll der Hund eine Fährte, die
von einer Fremdperson gelegt
wurde verfolgen, die auf dieser
Fährte ausgelegten Gegenstände
verweisen, also dem Hundeführer
anzeigen, und die als Verleitung
gelegte Fährte einer weiteren
Person, die die Ansatzfährte
kreuzt, ignorieren. Die Aufgabe,
im freien Gelände auf
unterschiedlichen Böden,
erschwert durch alte oder neue
Fremdfährten, einer getretenen
Spur zu folgen und auf ihr
abgelegte Gegenstände
anzuzeigen, bereitet dem Belgier
viel Freude. Gesucht werden kann
auf Wiese, Acker oder Waldboden.
Die Anforderungen beim Suchen an
den Hund werden während seiner
Ausbildung gesteigert, indem die
Fährten länger werden, der
zeitliche Abstand zwischen Legen
und Suchen vergrößert wird, in
Wechselgelände oder über
befestigte Wege gesucht wird
oder Verleitungen durch die
Ansatzfährte gelegt werden.
Prüfungsfährten:
VPG I-Prüfung -
Zulassungsalter: 18 Monate
Länge: mind. 300 Schritte
Art: Eigenfährte
Alter: 20 min.
Gegenstände: 2 (10 cm x 2-3 cm x
0,5-1 cm) dem Hundeführer
gehörende Gegenstände
2 Winkel (ca. 90º) 3 Schenkel
Ausarbeitungszeit 15 min.
(Halten der Fährte 80 Punkte,
Gegenstände (10+10) 20 Punkte
VPG II-Prüfung
- Zulassungsalter: 19 Monate
Länge: mind. 400 Schritte
Art: Fremdfährte
Alter: 30 min.
Gegenstände: 2 (10 cm x 2-3 cm x
0,5-1 cm)
2 Winkel (ca. 90º) 3 Schenkel
Ausarbeitungszeit 15 min.
(Halten der Fährte 80 Punkte,
Gegenstände (10+10) 20 Punkte
VPG III-Prüfung
- Zulassungsalter 20 Monate
Länge: mind. 600 Schritte
Art: Fremdfährte
Alter: 60 min.
Gegenstände: 3 (10 cm x 2-3 cm x
0,5-1 cm)
4 Winkel (ca. 90º) 5 Schenkel
Ausarbeitungszeit 20 min.
(Halten der Fährte 80 Punkte,
Gegenstände (7+7+6) 20 Punkte)
Fährtenhundeprüfung
Stufe 1 (FH 1)-Zulassungsalter:
18 Monate
Länge: mind. 1200 Schritte
Art: Fremdfährte
Alter: 180 min. Wechselndes
Fährtengelände, begangene feste
Straße
Gegenstände: 4 (10 cm x 3 cm x 1
cm) 2 Verleitungen
6 Winkel (ca. 90º) 7 Schenkel
(Halten der Fährte 80 Punkte,
Gegenstände (5+5+5+5) 20 Punkte)
Fährtenhundeprüfung
Stufe 2 (FH 2)-Zulassungsalter:
20 Monate
Länge: mind. 1800 Schritte
Art: Fremdfährte
Alter: 180 min. Wechselndes
Fährtengelände, begangene feste
Straße
Gegenstände: 7 (10 cm x 3 cm x 1
cm) 2 Verleitungen
7 Winkel davon 4 Winkel (ca.
90º) 2 Spitzwinkel 1 Bogen 8
Schenkel
(Halten der Fährte 80 Punkte,
Gegenstände (3+3+3+3+3+3+2) 20
Punkte)
Anfangs war die Fährtenarbeit
für mich eine uninteressante und
unspektakuläre Sportart im
vergleich zu Schutzdienst und
Agility. Jedoch mit der Zeit und
vor allem mit den zu
verzeichneten Erfolgen wurde
mein Interesse immer mehr
geweckt. Aragon und ich sind
inzwischen ein gut eingespieltes
Team und es gibt für mich fast
nichts schönerer als Frühmorgens
bei Sonnenaufgang mit meinem
Partner eine Fährte abzusuchen.
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